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Möglichkeiten und Grenzen des E-Kunstunterrichts 

29. April 2020

Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen sind nach Wochen wieder mit ihren Lehrkräften in ihrer gewohnten Umgebung auf dem Campus – in ihren Klassenräumen. Die jüngeren Jahrgänge der Sekundarstufe müssen sich noch etwas gedulden und sehen ihre Mitschülerinnen und -schüler sowie Fachlehrkräfte nur auf dem Monitor, tauschen sich auf NERDL aus und setzen weiterhin E-Learning um. Während sie Präsentationen auf English vorbereiten, Matheaufgaben online lösen, stellt sich auch die Frage, wie Kunstunterricht umgesetzt werden kann – ohne die zahlreichen Materialien im Kunstraum und ohne den kreativen Austausch vor Ort. Dass es erfolgreich gelingen kann und beeindruckende Arbeiten entstehen, berichtet Franziska Schübel, Kunstlehrerin in der Sekundarstufe.

Was beudetete es für dich, Kunstunterricht online zu gestalten?

Von einem Tag auf den anderen änderte sich fast alles. So musste ich meine Rolle als Lehrerin erst einmal völlig neu denken und das Unterrichten im Klassenraum, den kommunikativen Austausch mit meinen Schülerinnen und Schüler sowie das direkte Agieren im Klassenraum gegen Home-Office am Laptop eintauschen. Da ich ein sehr aktiver Mensch bin, fiel es mir anfangs nicht leicht, mich mehrere Stunden täglich in meinem Büro am Schreibtisch aufzuhalten. Mittlerweile habe ich mich daran auch nur halb gewöhnt, aber ich weiß, dass ich nicht allein bin, da sowohl meine Schülerinnen und Schüler, als auch meine Kolleginnen und Kollegen zur gleichen Zeit an ihren Rechnern sitzen. Während der letzten Wochen habe ich vor allem gemerkt, dass kein Roboter und kein E-Learning-Programm den Job des Lehrers ersetzen könnte. Denn Lehrersein bedeutet für mich viel mehr als nur Wissen zu vermitteln und Leistungen zu bewerten. Es ist hingegen eher das Gefühl, welches im sozialen Kontakt und Miteinander entsteht und wonach ich mich am meisten sehne. Ich weiß nun viel mehr zu schätzen, wie bereichernd es ist, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu lachen, sich gegenseitig zu helfen, zu trösten und gemeinschaftlich tolle Projekte auf die Beine zu stellen.

Welche Herausforderungen gibt es beim E-Kunstunterricht?

Während des Entstehungsprozesses der Arbeiten bin ich nicht zugegen, jedoch bekommen die Schülerinnen und Schüler von mir im Vorfeld in den Arbeitsaufträgen genügend Hinweise und Tipps zur Gestaltung sowie Bildbeispiele, an denen sie sich orientieren können. Leider habe ich nicht so die Möglichkeit, bei Bedarf einzugreifen oder beratend zur Verfügung zu stehen, sondern kann nur im Anschluss Rückmeldung geben. Daher passiert es manchmal auch, dass Schülerinnen und Schüler am „Thema vorbei arbeiten“ oder eine Technik falsch anwenden und somit ihr Bild teilweise erneut anfertigen müssen. Ebenso ist es schwierig, aufwendige Techniken wie Linolschnitt oder plastisches Arbeiten mit Ton zu erproben, da die Materialien nicht zur Verfügung stehen. Weiterhin fehlt beim Online-Kunstunterricht das künstlerische Chaos, die angeregte Stimmung und das Miteinander im Kunstraum.

Was sind die Chancen beim Online-Kunstunterricht?

Die Schülerinnen und Schüler und auch ich als Lehrerin sind nach der E-Learning-Phase vermutlich wahre Improvisationskünstler. Man lernt mit den zur Verfügung stehenden Mitteln kreativ und innovativ umzugehen. Fehlt weißes Papier oder verschiedene Farbstifte, werden Grafikprogramme zum Zeichnen verwendet. Auch die tägliche Nutzung der technischen Geräte, das Kommunizieren mit Mail- und Chatprogrammen, Zoom oder Skype stärken die Medienkompetenz nachhaltig. Online-Kunstunterricht bedeutet ebenso, sich für die eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu sensibilisieren und trotz kaum vorhandenen Materialien kreativ sein zu können. So stellt der Online-Kunstunterricht fast immer eine analoge Alternative zum digitalen Corona-Alltag dar, in welchem die Schülerinnen und Schüler in diesen unruhigen Zeiten auch ein individuelles Ausdrucksmedium finden können – unabhängig von Landesgrenzen und Sprachbarrieren.

Wie sieht eine Aufgabe für den Online-Unterricht aus?

Natürlich findet die derzeitige Situation auch Eingang in unseren Unterricht. Wir setzen uns damit auseinander und die Schülerinnen und Schüler können so Gefühle und Gedanken Ausdruck verleihen. Bei einer Aufgabe standen folgende Fragen im Vordergrund: Was habt ihr in den letzten Wochen im Corona-Exil erlebt? Gibt es besondere Momente, die euch im Corona-Exil geprägt haben? Als Materialien waren Buntstifte, Fineliner, Bleistifte, Gelstifte, flüssige Farben möglich. Die Ergebnisse waren sehr beeindruckend sowie unterschiedlich und zeigen, wie kreativ Kunst zu Hause gestaltet werden kann, auch in einer Krisensituation.

Die Bildergalerie zeigt Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 8, die sich mit dem Thema Corona beschäftigt haben.